Im Gegensatz zur klassischen Kalligraphie mit Spitzfeder folgt Brush Lettering weniger Regeln. Es gibt ein paar Grundsätze, die für Konsistenz und eine schöne Optik sorgen, wie zum Beispiel, dass man bei den Strichen nach unten mehr Druck auf den Pinsel gibt als bei den Strichen nach oben und wenn man mit einem Winkel schreibt, sollte dieser immer beibehalten werden. Es gibt auch keine genauen Beispiele davon, wie ein Buchstabe aussehen sollte. Man kann tun und lassen, was man will. Trotzdem kann man sich aus der klassischen Kalligraphie bedienen. Dort gibt es 8 Grundstriche. Die Grundidee dieser Striche lässt sich auch aufs Brush Lettering übertragen. Ich zeige sie im folgenden Video (wobei ich den Ton und den nervigen Autofokus entschuldigen muss) Basierend auf diesen Strichen lassen sich dann alle Buchstaben des Alphabets zusammensetzen.
Das Werkzeug, welches schon durch den Namen impliziert wird, ist hier nicht automatisch die erste Wahl. Brush Lettering kann mit vielen verschiedenen Tools gemacht werden. Grundsätzlich kann man die Werkzeuge in drei Kategorien aufteilen.
Hier geht es um Pinselstifte, die aus Filz oder Nylon oder anderen Materialien bestehen. Grundsätzlich sind diese Brushpens mit einer eher grossen Spitze ausgestattet, welche eine komplette Masse in Form eines spitzen, runden Pinsels ist. Diese Masse ist je nach Stift unterschiedlich flexibel. Die beliebtesten Pinselstifte dieser Art wären wahrscheinlich Tombow Dual Brush Pens.
Fude Pens stammen aus dem asiatischen Raum und sind ursprünglich dafür gedacht, auf Japanisch Notizen zu schreiben. Fude Pens besitzen eine eher kleine Spitze, die eher weniger flexibel, als ein Felt Brush Pen ist, aber auch hier gibt es viele Unterschiede. Obwohl sie eigentlich für asiatische Notizen gedacht sind, erfreuen sich Fude Pens besonders in der Lettering- und in der Manga-Community grosser Beliebtheit. Besonders beliebte Exemplare sind die Tombow Fudenosuke, die in soft und hard verfügbar sind sowie die Version des Pentel Sign Pens, der eine Pinselspitze hat. Dieser ist auch in verschiedenen Farben erhältlich.
Das ist die klassische Methode und wird von vielen Anfängern eher weniger empfohlen, da ein Pinsel einzelne Haare besitzt, die es zu kontrollieren gilt. Allerdings bringt ein richtiger Pinsel somit auch mehr Freiheiten mit sich. Bei Pinseln ist die Variation noch grösser als bei den Fude und Felt Pens. Es kann jeder für Lettering benutzt werden.
Im folgenden Video seht ihr eine recht grosse Auswahl an verschiedenen Brush Pens und wie es aussieht, wenn man "hello" damit schreibt.
Seit Neustem gibt es noch ein weiteres Werkzeug, welches für händisches Brush Lettering verwendet werden kann, dies allerdings in digitaler Form. Das iPad Pro. Ich habe einen kompletten Blogpost dazu geschrieben. Diesen und ein Downloadlink zu meinen eigenen Procreate Lettering Pinseln findet ihr hier: Brush Lettering 2.0
Im Folgenden möchte ich auf verschiedene einfache Techniken und Lieblingstools eingehen, die das Brush Lettering Vergnügen noch steigern können.
Hier wird einfach das Wort geschrieben (in diesem Falle mit einem Tombow Dual Brush Pen) und dann mit einem Fude Pen (hier Kuretake Disposable Brush Pen fine) ein Schatten gezeichnet. So entsteht ein Dreidimensionaler Effekt.
Das ist eine meiner Lieblinstechniken. Man mischt hier zwei verschiedene Farben auf dem Pinsel, sodass Mischungen entstehen.
Finetec ist eine Marke, die Perlglanzfarben erstellt. Sie sind für Kalligraphie gemacht, eignen sich aber wunderbar für Brush Lettering. Und auf schwarzem Tonpapier kommt der Effekt noch viel mehr zur Geltung.
Masking Fluid ist Maskierflüssigkeit, die sich mit einem Pinsel auf Wasserfarbenpapier auftragen lässt. Dann kann darüber ein "Blob" aus Wasserfarben gemalt werden, was dann in diesem Negativ-Effekt resultiert.
Lettering mit dem iPad Pro und Procreate. Der zweite Teil zeigt noch ein zusätzliches Feature von Procreate. Es kann Videos des Prozesses abspeichern, sodass man jeden Strich nachvollziehen kann.
Mehr Letteringvideos und Beispiele meinerseits finden sich auf Instagram.
Was noch wichtig ist, Brush Lettering zu lernen, ist wie alle Arten des Letterings ein Prozess. Man muss sich mit dem Werkzeug und den Formen vertraut machen, ehe man es wirklich steuern kann und auch wenn man es dann einmal kann, sobald man einen neuen Stift ausprobiert, beginnt die Lernkurve für dieses Werkzeug aufs Neue.