Meine Begeisterung für Fonts fand ich schon früh. Als ich vierzehn war, hatte ich fast 800 auf meinem Laptop installiert. Auch wenn es immer ein halbes Jahrhundert dauerte, ehe Word startete, war ich begeistert von meiner Sammlung. Der Tag, als ich dafont fand, wird wohl den Anfang für diese Obsession markieren. Handschriftenfonts hatten es mir besonders angetan, weil ich es toll fand, auf dem Computer etwas zu tippen, das aussah, als wäre es von Hand geschrieben. Ich ging sogar so weit, dass ich aus meiner Handschrift eine eigene Computerschrift erstellen wollte. Mit vierzehn sah diese noch halbwegs ansehnlich aus. Also lud ich eines dieser Programme zur Schriftherstellung herunter und bastelte so lange, bis ich die Scans ohne jegliche Kenntnisse eines Path-Tools irgendwie in Vektoren verwandelt hatte. Leider hat MyriamHandschrift.ttf nicht überlebt und ist wohl bei einem meiner unzähligen Computerumzüge verloren gegangen, sodass ich es heute nicht mehr präsentieren kann. Aber eines kann ich sagen: Der Font sah auf jeden Fall nicht wie meine Handschrift aus und bestand auch nur aus den Buchstaben des Alphabets. Alle anderen Zeichen hatte ich komplett aussenvor gelassen. Und dennoch. Obwohl ich den Traum der eigenen Schrift tief vergraben hatte, so ganz vergessen ging er nie. Die eigene Handschrift wurde exponentiell mit meinen Illustrator-Pen-Tool-Fähigkeiten schlechter, sodass ein Handschrift-Font wohl nicht mehr an meiner technischen, sondern an meiner schriftlichen Kompetenz oder eben Nicht-Kompetenz gescheitert wäre.
Ein Glück stiess ich dann irgendwann im Dezember 2015 auf ein Tutorial auf YouTube. Brush Script stand im Titel und ich verliebte mich in das Thumbnail. Selber so schreiben, wie ich es in den vergangenen Monaten so oft gesehen hatte. Viele Blogs verwenden Pinselschriften, um die Beitragsbilder zu verschönern, Poster und Plakate, sogar Starbucks hatte plötzlich eine Pinselschrift auf der Website.
Und irgendwie schien es mir, als ob es eigentlich gar nicht so schwer sei. Ich besorgte mir die Materialien und nach zwei Monaten sah das ganze schon mehr als nur ein bisschen passabel aus, was ich mir auf Instagram bestätigen lassen konnte. Auf Instagram wurden mir auch die Augen geöffnet, wie beliebt Brush Lettering tatsächlich ist. Die Community ist riesengross, die verschiedenen Techniken und Schriften wahnsinnig vielfältig. Natürlich. Grundsätzlich ist es die klassische „Schnürlischrift“, wie man sie in der zweiten Klasse einmal gelernt hatte, bloss mit grossem Strichstärkenunterschied und einer Prise eigenem Stil.
Das Schreiben von Hand war also irgendwie geschafft, doch wenn man auf dem Computer mal eine Brush Lettering Schrift verwenden wollte, so waren die meisten kostenlosen Optionen nicht wirklich etwas, was man brauchen konnte. Denn umso länger ich die Blogs verfolgte, umso mehr fielen mir auch die Schwächen der Handgeschriebenen Fonts auf. Sie funktionierten oft nicht. Wenn man sich Handgeschriebenes Lettering ansieht, so sehen die Buchstaben nie genau gleich aus. Und wie es natürlich logisch ist für eine verbundene Schrift, der Kontext spielt eine Rolle. Ein kleines R, das an einem O hängt, fängt viel weiter oben an, als es das nach einem A tun würde. All diese kleinen Details, die oft mit Leerräumen oder gar nicht gelöst wurden, fielen mir auf und inspirierten folglich dieses Projekt.
Es gibt mittlerweile Premium-Fonts, die Ligaturen und Alternative Buchstaben anbieten, doch wenn man sich im kostenlosen Angebot umsieht, sind diese Features eine Seltenheit. Diese Lücke wollte ich mit diesem Projekt füllen. Und nicht nur das. Irgendwann, während ich mit Pinsel bewaffnet vor dem Malkasten und Papier sass, erinnerte ich mich. Ich erinnerte mich an das vierzehnjährige Mädchen mit Font-Obsession, das aus der eigenen Handschrift eine Computerschrift machen wollte. Der Traum dieses Mädchens ist nun in Erfüllung gegangen. Die eigene Handschrift (in schöner Form) auf dem Computer zu haben, hat mich beim ersten Mal wohl mit mehr Stolz erfüllt, als ich mir in diesem Augenblick selbst zugestehen wollte.
Der Traum des Vierzehnjährigen Mädchens, das ich einst war, ist auch die Inspiration des Namens für meine Schrift. Fourteen Dreams.